Gamen ist heute ein verbreitetes Hobby und in der breiten Gesellschaft angekommen. Esports, sozusagen der Leistungssport des digitalen Spielens, geniesst im Moment noch weniger Aufmerksamkeit. In diesem Blogbeitrag erklären wir, was Esports von Gaming unterscheidet. 

Abends mit den Mitbewohnern ein Paar Matches Fifa spielen – im 21. Jahrhundert gehört das fast schon zum guten Ton. Laut einer ZHAW-Studie spielten 2020 rund 41 Prozent der Schweizer Bevölkerung mindestens einmal pro Woche Videospiele. Doch nicht jede und jeder mit einer Playstation kann sich auch Esports-Athlet:in nennen. Doch wenn der Controller und ein Paar Freunde nicht ausreichen: Was genau macht Esports aus?

Wieso «E»-Sports?
Das «E» in Esports steht für «elektronisch». Esports ist also Gamen als Sport. Über die korrekte Schreibweise scheiden sich die Geister: So kann man das Wort auch als E-Sports, eSports oder e-Sports schreiben.

Was die Juniorenauswahl, die A-Nati oder der Superleague-Club im traditionellen Sport ist, ist Esports im Gaming. Hier messen sich die besten. Vier Eigenschaften machen das professionelle Gamen zu einem Phänomen, das nicht nur Spielerinnen und Spielern einen geregelten Rahmen für Wettkämpfe gibt, sondern auch ein Massenpublikum und somit Sponsoren anzieht. Diese vier Eigenschaften stellen wir hier vor.

Zwei Männer jubeln an einer Esports-Veranstaltung.
Zuschauer:innen im Publikum vor der Esports-Bühne am HeroFest 2021.

1. Sport

League of Legends, Counter Strike, Rocket League, Hearthstone: Alle grossen Esports-Titel haben etwas gemeinsam: Auf einem Spielfeld begegnen sich zwei Kontrahenten(-teams), Face-to-Face, in der gleichen Ausgangslage und mit den gleichen Mitteln. Esports-Titel spielt man in einer ausgeglichenen Arena gegeneinander, unter fairen Umständen. Es gibt ein Messsystem, Runden, Punkte und schlussendlich einen Sieger. 

Eine Besonderheit bilden Rennspiele wie Trackmania, High-Score-Games wie Tetris oder das sogenannte Speedrunning. Hier versuchen Esportler:innen, die kürzeste Zeit oder die höchste Punktzahl für eine bestimmte Aufgabe oder Strecke zu erreichen. Ähnlich wie beim traditionellen Skirennen. Eine Tabelle gibt eine Übersicht und kürt den Sieger. Diese Messsysteme fehlen in «casual» Games wie Animal Crossing oder Die Sims. Deshalb gehören sie nicht zu den Esports-Titeln.

Der Speedrunner Liam stellte im November 2021 einen neuen Weltrekord im Spiel «Super Mario 64» von 1996 auf: Er beendete das Spiel in 97 Minuten und 53 Sekunden.

Hinzu kommt der Sport-Aspekt. Denn E-Athlet:innen treibt eine andere Motivation an als sogenannte Casuals (Freizeitgamer). Abwechslung, Musik, Ambiente, Grafik, Storytelling, Entdecken – Dinge, die für Casuals ein gutes Spiel ausmachen, stehen für die Profis im Hintergrund. Esportler:innen wollen in ihrem Game besser werden, sich mit anderen messen. Das ist ihre treibende Kraft.

Für Esports braucht es ein Spiel, das kompetitiv gespielt werden kann und einen Vergleich der Leistungen der Gamer:innen erlaubt.

2. Wettkampf

Wenn man sich am Feierabend zu ein Paar Freundschaftsspielen in Fifa trifft, ist das nicht Esports. Nutzt man allerdings die Turnier-Funktion im Game, kommen wir der Sache schon näher. Denn das Turnier bringt den Wettkampf-Aspekt ins Wohnzimmer. Und dieser kompetitive Wettkampf ist eine weitere Eigenschaft, die Esports ausmacht.

League of Legends Team Lostik jubelt mit Pokal über den Sieg der Swisscom Heroleague
Das Esports-Team Lostik gewinnt die Swisscom Hero League 2021 in League of Legends.

Wie auch der traditionelle ist der elektronische Sport institutionalisiert. Wer etwas drauf hat, spielt nicht für sich im stillen Kämmerlein, sondern in einem Verein. Nur heissen diese nicht TV Mettmenstetten oder FC Langenthal, sondern mYinsanity, Fnatic oder Ninjas in Pyjamas. Diese Vereine – auch Organisationen genannt – spielen gegen andere Clubs an Turnieren und in Ligen. Das bedeutet auch, dass die Spiele überwacht werden: Cheats, die digitale Variante von Doping, sind streng verboten. Reglemente, Auslosungen und Turnierbäume stellen einen sauberen Ablauf und faire Bedingungen sicher. 

Esports bedingt Strukturen: E-Athletinnen und -Athleten messen sich in offiziellen Wettkämpfen und Ligen, inklusive virtuellem Schiedsrichter und Regelwerk.

3. Unterhaltung

Erhaschen Aussenstehende einen Blick auf die Bildschirme der Gamer:innen, verstehen sie – je nach Game – vor lauter zischenden Zaubern und schwingenden Schwertern höchstwahrscheinlich die Welt nicht mehr. Doch wer selbst spielt, zum Beispiel League of Legends, der versteht, welcher Champion welche Zaubersprüche beherrscht und welche Items er beim Händler kaufen sollte. Und genau diese Spielefans sind die Zielgruppe der grossen Esports-Shows.

Esports-Moderatoren sprechen an dem Finale der TCS eSports League miteinander
Die Caster und Kommentatoren der TCS eSports League in Action.

Esports ist – genau wie der Spitzenfussball – ein Spektakel. Zuschauende wollen die weltbesten Spieler:innen in Action sehen. Ein Beleg dafür sind die jährlich wachsenden Zuschauerzahlen des Gaming-Streamingdienstes Twitch. Um Matches ansprechend aufzubereiten, sind ganze Content-Teams im Einsatz: Live-Übertragungen werden inszeniert, Kameras fangen die Action ein, Kommentatoren führen durchs Spiel, Moderatoren unterhalten das Publikum und Pausenshows sorgen für Abwechslung. Das zeigt Wirkung und zieht ein immer grösseres Publikum in die Arenen, Public Viewings und vor den Livestream.

Esports ist eine Show: Studios bereiten die Games der Profis für ein breites Publikum auf und sorgen für beste Unterhaltung.

4. Vermarktung

Mit grossem Publikum kommen auch die Sponsoren. Und damit das Geld. Die professionelle Aufbereitung und die grossen Reichweiten machen Esports für Geldgeber attraktiv. Namhafte Brands wie Red Bull, Samsung oder auch Louis Vuitton sind längst in der Sparte aktiv. Mit ihrem Kapital ermöglichen sie den Vereinen professionelle Strukturen. So träumen Gamer:innen auf der ganzen Welt davon, Esports zu ihrem Beruf zu machen. Begleitet werden die E-Athlet:innen von Coaches, Berater:innen und Management. Mit jeder Saison werden die Parallelen zum traditionellen Spitzensport deutlicher.

Esports-Athlet trainiert mit Coach körperlich mit Boxhandschuhen
Die E-Athleten von PostFinance Helix beim Training.

Im Esports wird auf verschiedene Wege Geld verdient: Sponsorenlogos und Werbung sind sichtbar in Streams platziert oder zieren die T-Shirts («Jerseys») der Teams, die es auch zu kaufen gibt. Fans können Wetten abschliessen, Tickets zu Live-Shows kaufen oder im Spiel selbst Gegenstände erwerben, zum Beispiel ein Outfit für den eigenen spielbaren Charakter.

Mit Esports wird Geld verdient. Ticketverkäufe, Logoplatzierungen oder Merchandising generieren Geld. Diese Mittel erlauben Profis, den elektronischen Sport professionell auszuüben.

Die vier Charakteristika – Messbarkeit, Wettkampf, Unterhaltung und Vermarktung – heben Esports vom freizeitlichen Zocken ab. Wenn Sie Fragen haben oder Ihre Möglichkeiten prüfen möchten, einen Fuss in dieses spannende Phänomen zu setzen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Wir freuen uns auf ein unverbindliches Gespräch.