Was hat den Schweizer Esports im Jahr 2020 bewegt? Welche Titel sind die Dauerbrenner der Schweiz und welche Neuerungen durften wir beobachten?
Bereits 2018 haben wir alle Schweizer Esports-Turniere getrackt, die damals stattgefunden haben, um eine Aussage über die populärsten Esports-Titel hierzulande zu machen. Im Folgenden analysieren wir, welches 2020 die grössten Esports-Games der Schweiz waren, wie sich die Landschaft entwickelt hat, und werfen einen Blick in die Zukunft.
2020:
CS:GO, der Spitzenshooter
Counter-Strike: Global Offensive ist der einzige Titel, der sich im ersten Tier halten konnte. Mit Valorant hat das Spiel zwar einen ernstzunehmenden Konkurrenten erhalten, doch CS:GO bleibt in der Schweiz und auch international weiterhin der Shooter schlechthin. Im zweiten Jahr ihrer Hero League hat auch die Swisscom den Titel in ihr Repertoire aufgenommen und mit CHF 10 000.- pro Saison am höchsten dotiert.
International: League of Legends
2018 war League of Legends klar im Tier 1 und obwohl das MOBA weiterhin zu den beliebtesten Games zählt, ist es ins Tier 2 gerutscht. Grund dafür ist der Start der Prime League im letzten Jahr. Die Prime League ist eine League of Legends-Liga, die direkt vom Spielentwickler Riot Games ins Leben gerufen wurde und Spieler:innen aus Deutschland, Österreich und die Schweiz Ligen für verschiedene Stärkeklassen anbietet. Da die Swiss eSports League nicht mit der Prime League konkurrieren möchte, hat diese League of Legends aus ihren Disziplinen gestrichen und auch die Wettkämpfe der Swisscom wurden verkürzt. Viele Schweizer Teams spielen nun in der Prime League, in unserem Ranking spiegelt sich das aber nicht.
eFootball statt echtem Fussball
FIFA, die Fussballsimulation von EA, war auch 2020 im Esports sehr präsent. Da zeitweise gar kein echter Fussball mehr stattfinden konnte, boten FIFA20, 21 und PES plötzlich eine attraktive Alternative für Fussballfans. Auch Fussballer spielten plötzlich kompetitiv auf dem virtuellen Rasen; beispielsweise an der eEURO 2020, die das SRF lanciert hat. 2020 gab es zwar kein Megaturnier mit CHF 20 000.- Preisgeld wie noch 2018, dafür aber viele kleinere Turniere für die Community.
Die Corona-Opfer
2019 hatte Super Smash Bros die höchsten Teilnehmerzahlen aller Esports-Titel der Schweiz. Dies, weil total mehr Turniere durchgeführt wurden, als für League of Legends und FIFA zusammen. Diese riesige Grassroots-Szene wurde aber stark von Corona beeinflusst. Smash Bros spielt man mehrheitlich physisch beieinander und dies war im letzten Jahr nur selten möglich. Die jüngsten Entwicklungen stimmen aber positiv und man kann davon ausgehen, dass das Spiel bald wieder stärker präsent sein wird. Das gleiche Schicksal erlitten auch andere Fighting- & Beat-em-Up-Games wie Tekken 7, welches 2020 ganz aus der Tierlist verschwand.
Auch Hearthstone war 2018 noch ein hoch geranktes Game. Es hat seither an Beliebtheit verloren, aber doch auch immer wieder eine aktive Offline-Community zusammengebracht. Auch diese Events sind wegen Corona rarer geworden. Ob es zum Comeback reicht, wird sich zeigen.
Die Newcomer
Fortnite und NHL waren 2018 beide noch nicht klassifiziert. Der weltweite Fortnite-Boom hat sich auch im Schweizer Esports gespiegelt. Das Game führt aktuell auch das Ranking der grössten Schweizer Turniere an: Über 2000 Gamer:innen haben am letzten Swisscom Gaming Cup feat. Fortnite teilgenommen.
NHL ist als Game kein Newcomer. Das Spiel gibt es seit 1991 jährlich. Doch als Esports wurde es in der Schweiz erst jüngst relevant. Treibender Motor war Corona und Akteure wie MySports, die zuerst als Ersatz und dann als Ergänzung zum klassischen Eishockey NHL-Turniere organisiert haben. Und aktuell sieht es so aus, als würde NHL auch bleiben: Eine zweite Saison der eNLA ist bereits in Planung.
Overwatch-Killer
Overwatch war 2018 noch in Tier 2, ist 2020 im Tier 3 und wäre, wenn man die jüngsten Zahlen anschaut, heute wohl gar nicht mehr gelistet. Ähnlich wie bei DotA haben auch hier die Teilnehmenden-Zahlen stark abgenommen und die Swiss Esports League führt statt Overwatch nun eine Rainbow-6-Liga. Auch Valorant ist ein neuer, aufstrebender Shooter, auf den viele ehemalige Overwatch-Spielerinnen und -Spieler umgestiegen sind. Ob es Rainbow 6 und Valorant künftig auch in die oberen Tiers schaffen, wird sich zeigen.
Mobilegames auch in der Schweiz am boomen?
2018 wurden in der Schweiz noch gar keine Mobilegames kompetitiv gespielt. Nun sind mit Clash Royale und Brawls Stars zwei Titel relevant geworden. Ersterem widmet die Swisscom sogar eine eigene Liga und auch bei Brawl Stars entwickelt sich langsam eine nationale Szene, nachdem beim PostFinance Gaming Cup letzten Herbst das erste grössere nationale Turnier stattfand.
DotA 2, das verschwundene Spiel
Noch vor zwei Jahren als Tier 3 Esports Titel in der Schweiz vertreten ist DotA 2 im gleichen Genre wie League of Legends beheimatet. Im Internationalen Raum liefern sich die beiden Spiele einen Wettstreit um die grössten Events, doch in der Schweiz ist seit einiger Zeit für DotA 2 tote Hose. Wegen sinkenden Interesses der Teilnehmenden sind die Schweizer Turniere nach und nach verschwunden und so verlor die Schweizer Esports-Szene einen ehemals lukrativen Titel.
Daten als Basis für die Zukunft des nationalen Esports
Eine weitere wichtige Entwicklung im Schweizer Esports ist die Datenlage. 2018 waren neben den Erhebungen von MYI eigentlich noch keine Daten vorhanden. Mittlerweile gibt es eine spannende Studie der ZHAW, welche unter anderem die populärsten Games in der Gesamtbevölkerung der Schweiz abgefragt hat. Um zu erfahren, welches die beliebtesten Games der Schweiz sind – auch unabhängig von Esports – lohnt es sich, dort nachzulesen. [Quelle]
Die Swiss Esports Federation hat dieses Jahr ausserdem einen Report mit Daten aus Befragungen mit Schweizer Esports-Teams veröffentlicht. Dort kann man beispielsweise nachlesen, vor welchen Herausforderungen diese stehen. [Quelle]
Heutzutage liegt die Herausforderung also nicht mehr unbedingt darin, überhaupt Daten zu finden, sondern diese richtig zu interpretieren. Gerne helfen wir Ihnen dabei, Daten in Relation zu stellen und zu bewerten, damit sie für ihre Strategie und Aktivitäten die richtigen Schlüsse ziehen können. Melden Sie sich bei unserem Consulting-Team.
An dieser Stelle möchten wir uns bei GameTurnier und der Swiss Esports League für die zur Verfügung gestellten Daten bedanken.