Fast kein Begriff hat in den letzten Monaten für so viel Aufmerksamkeit gesorgt wie «Metaverse». Fast täglich erreichen uns Nachrichten wie «XY ist jetzt auch Teil des Metaverse». Doch was ist das Metaverse genau und wie kann ich einsteigen?
Der Begriff «Metaverse» taucht erstmals 1992 im Science-Fiction-Roman «Snow Crash» von Neal Stephenson auf. Er beschreibt eine virtuelle Welt, die via VR-Headset zugänglich ist und die physische Realität nachahmt. Heute beschreibt der Begriff ein technologisches Konzept, welches sich zum Ziel macht, VR, AR und die physische Realität verschmelzen zu lassen. Zentral ist immer noch eine virtuelle Welt, doch das ist bei weitem nicht das einzige Element. Silicon-Valley-Investor Matthew Ball, ein Vordenker in diesem Gebiet, hat folgende Elemente definiert, die Metaverse ausmachen:
1. Persistenz
Das Metaverse macht keine Pause. Es ist fortlaufend und wird nicht unterbrochen oder beendet. Anders als zum Beispiel ein Videospiel, das man beenden kann und zu einem späteren Zeitpunkt am gleichen Ort fortführen kann.
2. Synchronisiert und live
Alle User:innen erleben das Gleiche, wenn sie zum Beispiel einen bestimmten Ort im Metaverse besuchen. Es gibt keine Server-Instanzen, die die Userinnen und User trennen und unterschiedliche Experiences erschaffen. Zusammen mit der Persistenz bedeutet das, dass das Metaverse in Echtzeit läuft und für alle das gleiche Erlebnis bietet.
3. Keine Begrenzung der Userzahlen
Unendlich viele User:innen können am Metaverse teilnehmen, es erleben und gestalten. Dabei haben die Nutzerinnen und Nutzer ein individuelles Erscheinungsbild, zum Beispiel in Form eines Avatars.
4. Ökonomie
Das Metaverse hat eine voll funktionsfähige Wirtschaft. Diese beinhaltet Währungen (umtauschbar in herkömmliches Geld), Zahlungsströme und bepreist virtuelle Güter. Daraus ergibt sich, dass Creators zukünftig ihren Lebensunterhalt aus dem Metaverse hinaus verdienen könnten.
5. Umfassend
Mithilfe von VR, AR und unseren bereits jetzt alltäglichen Geräten spannt sich das Erlebnis über die virtuelle wie auch physische Realität. Ein Kleid, das ein User physisch bei H&M kauft, steht dann beispielsweise auch seinem virtuellen Avatar zur Verfügung.
6. Interoperabilität
Um die physische und virtuelle Welt zu umfassen, müssen Plattformen und Angebote verschiedener Anbieter kompatibel sein. Digitale Güter müssen einfach zwischen verschiedenen Plattformen verschiebbar und einsetzbar sein. Als technologische Basis bieten sich hier NFTs aus dem Krypto-Bereich an. Diese sind nämlich einzigartig, das heisst nicht unendlich virtuell replizierbar und erlauben somit eine Besitz- und Wertzuweisung. Zusätzlich sind NFTs bereits jetzt auf verschiedenen Plattformen einsetzbar.
7. User Generated Content
Während ein Plattform-Anbieter unter Umständen bereits vordefinierte Erlebnisse und Welten zur Verfügung stellt, lebt das Metaverse von seinen User:innen. Diese werden selber Content und Erlebnisse für andere User:innen schaffen.
Metaverse ist ein Konzept
Diese sieben Elemente führen zu zwei zentralen Schlussfolgerungen.
Erstens: Das Metaverse wird keine singuläre Plattform sein. Vielmehr muss man es als technologisches Konzept ansehen, welches die Basis für die Entwicklung verschiedener Plattformen und Use-Cases vorgibt. Ein passender Vergleich ist hierbei das Internet. Die beiden Plattformen eBay und Instagram bedienen völlig unterschiedliche Bedürfnisse und Nutzergruppen. Trotzdem besitzen sie mit dem Internet einen grossen gemeinsamen Nenner und teilen auch einige Elemente wie z.B. ein Benutzerkonto, die Möglichkeit zum Erwerb von Waren und Dienstleistungen oder das Hochladen von Fotos.
Die zweite Schlussfolgerung ergibt sich aus den aktuellen technologischen Entwicklungen. Experten sind sich einig, dass die technologischen Voraussetzungen für die Erfüllung aller genannten Elemente noch nicht gegeben sind. Zusätzlich erschweren vorhandene Muster und Strukturen die Erschaffung eines «echten» Metaverse. Die Interoperabilität genannt in Element #6 ist momentan nicht möglich, weil grosse Plattformen wie Facebook, iOS und Google nicht zusammenarbeiten.
Vorläufer des Metaverse
Doch auch, wenn die Technologie noch nicht marktreif ist, gibt es bereits heute einige Plattformen, die man als Vorläufer des Metaverse bezeichnen könnte. Bestimmte Plattformen besitzen seine Grundzüge, so zum Beispiel Fortnite (User Generated Content), World of Warcraft (Virtuelle Wirtschaft) oder Decentraland (Dezentralisierung). Sie erfüllen zumindest einige der erwähnten Elemente. Hardwareseitig sind mit dem HTC Vice und der Oculus Quest bereits ernstzunehmende Geräte auf dem Markt, welche Userinnen und User in eine glaubhafte virtuelle Realität eintauchen lassen. Zusätzlich kursieren Gerüchte über den Launch eines Apple Mixed Reality* Headsets im Jahr 2022.
Möglichkeiten für Brands
Für Brands und Unternehmen bieten sich spannende Möglichkeiten, um sich in diesem neuen Universum zu positionieren und eine junge, Technologie-affine Zielgruppe zu erreichen. Erste Erfahrungen dafür kann man beispielsweise im Gaming-Bereich sammeln, einem jahrelang optimierten Vorläufer des Metaverse. Klassisch lassen sich Aktivierungen in den Games Fortnite, Minecraft oder Roblox umsetzen. Diese Games glänzen mit unglaublich hohen Nutzerzahlen und dementsprechender Reichweite. Interessant ist zudem der Launch des Facebook-Metaverse 2022, dies aufgrund der immensen investierten Ressourcen und der gesellschaftlichen Relevanz des Netzwerks. Wer eher experimentell unterwegs ist, launcht eigene NFTs auf spezifischen Plattformen oder errichtet eine virtuellen Präsenz in Decentraland/The Sandbox. Eins ist jedoch sicher: Das Metaverse wird uns für lange Zeit beschäftigen, denn wir befinden uns erst am Anfang einer unglaublichen Reise.
*Mixed Reality bezeichnet eine Technologie, die gleichzeitig Virtual Reality und Augumented Reality unterstützt.
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